Nachrichten von Johannes
Nachhaltig. BP startet als erster Konzern eine beispiellose Kampagne: mit dem Slogan „Big Fish Matter“ (zu deutsch: „große Fische zählen auch“) übernimmt der Konzern erstmals die Verantwortung, welche er zuletzt mit der Idee des „personal carbon footprint“ (der sog. „CO²-Fußabdruck“) ausdrücklich abgelehnt hatte. Die Metapher des großen Fisches soll hier verdeutlichen, dass Veränderungen nicht zwingend an der Basis der Gesellschaft, also beim einfachen Bürger, sondern eben auch sozusagen von oben herab vom „großen Fisch“ stammen könnten. BP sieht sich selbst als einen der zehn größten Umweltsünder der jüngeren Geschichte und hat daher eine Reihe von Grundsätzen formuliert, die weltweit bestehende Umweltschutzgesetze um einiges übertreffen. So verpflichtet sich BP beispielsweise verschiedenen Wiederaufforstungsprojekten, der Säuberung der Weltmeere und insbesondere der Forschung an neuen Lösungen zur Eindämmung der Klimakatastrophe.
Der neue Vorstandsvorsitzende des deutschen Teils der Firma, Bernhard Naemeyer-Pilgram, erklärte in einer Pressekonferenz persönlich, mit sofortiger Wirkung seien die formulierten Grundsätze offizielle Firmenpolitik weltweit. „Wir sehen gerade beim Standort Deutschland ein großes Potenzial, als Innovations-Herd zu fungieren und werden als ersten Schritt unsere Stipendienprogramme massiv ausweiten. Wir planen eine Art Mentorenprogramm zur Studienbegleitung durch renommierte Wissenschaftler mit Praxiserfahrung in Naturschutz, Klimaschutz, usw.“
Besonderen Wert legt Naemeyer-Pilgram an dieser Stelle auf folgende Formulierung: „Mitarbeiter in der Forschung sind Mitarbeiter in der Forschung. Egal, ob diese sich den klassischen Aufgaben unserer Firma oder den neu formulierten Zielen widmet. Das bedeutet auch, alle werden gleich bezahlt.“ Kritische Stimmen werfen BP eine klassische Kampagne zur Verbesserung des Firmenimages vor. Dies weist die Konzernleitung weltweit von sich und beruft sich auf unabhängige Gremien aus Politik, Naturschutzverbänden und Forschung, welche bereits im Entstehen sind und die Fortschritte auf dem neuen Weg überwachen sollen.
Diese Gremien werden als Körperschaft mit wechselnden Mitgliedern einen Teil der BP Aktien besitzen und somit effektiv in der Lage sein, im Notfall den Kurs der Firma zu ändern. Aus der Londoner Führungsriege des Unternehmens heißt es weiterhin, hier solle ein Beispiel geschaffen werden, wie große internationale Unternehmen aus dem Volk heraus etwas mehr Kontrolle erfahren können. Die Sache mit den Aktien sei eher eine Art Notlösung, zukünftig hoffe das Unternehmen auf Impulse aus der Politik und auf die Bildung optimierter Gremien, deren Mitglieder optimaler Weise anonym bleiben können. „Wechselnde Mitglieder aus einem Pool von Qualifizierten wären optimal.“, sagte ein Sprecher.
Nach Bekanntwerden der Maßnahmen ist der Aktienkurs der Firma zeitweise auf ein Rekordtief gefallen, steigt nun aber rasant an, weil ungeheuer viele begeisterte Menschen beginnen, auch mit nur sehr kleinen Investitionen, BP Aktien zu kaufen. Mittlerweile sind die Gesetze des Marktes wieder am Werke und die Aktie steigt steil. Mit einem Schmunzeln bemerkt Naemeyer-Pilgram abschließend: „Natürlich gehen die meisten Menschen davon aus, es erwarte irgendjemand, am Ende Geld zu verdienen. Ich bin allerdings anderer Meinung. Es erscheint mir vielmehr so, als sei eine Reihe älterer Menschen zu der Erkenntnis gelangt, genug Geld verdient zu haben. Diese Leute haben alle Kinder und Kindeskinder, denen sie nicht nur viel Geld, sondern auch eine schöne Welt zum Leben vererben wollen.“
(dma)
Zum Weiterlesen:
mashable.com
Von Johannes am 27.09.2020 21:59
Durchdacht. Spanische Wissenschaftler haben, unterstützt vom norwegischen Srvé-LIVE-Projekt, begonnen, den Plastikgehalt der Weltmeere drastisch zu reduzieren. Zum Einsatz kommen genmanipulierte sogenannte Limpiarquallen (span. "Filterquallen"), deren herausragendste Eigenschaft es ist, Mikroplastik aufzunehmen und in einem einzigartigen Prozess mithilfe von aus Sonnenlicht generierter Energie zu größeren kugelartigen Gebilden zu verschmelzen. Diese sind stark komprimiert und massereich, sodass sie im Wasser sinken. Die Energiedichte der Gebilde ist sehr hoch. Die Wissenschaftler haben bereits Proben an die Labore des Srvé-LIVE-Projekts weitergegeben, wo mit Hochdruck an weiterführenden Verwendungsmöglichkeiten geforscht wird. Die Qualle scheidet das Gebilde am Ende des Prozesses aus.
Vor Fressfeinden schützen die Wissenschaftler ihre Plastiksammler-Quallen mit einer neuartigen Membran aus UV-durchlässigem Material, welche den Quallen erlaubt, sich in einer Art Aquarium unter Wasser zu bewegen. Die Membran ist innerhalb weniger Jahre biologisch abbaubar. So lange, betonen die Forscher, wäre aber eine einzige Sammelarche (so die Bezeichnung für das Konstrukt aus Käfig und Quallen) keinesfalls im Einsatz. Die von den Tieren ausgestoßenen Gebilde sinken ab und sammeln sich im unteren Teil der Membran. Diese ist mit einem Tiefendrucksensor ausgestattet, welcher bei starkem Absinken Gegenmaßnahmen in Form von Luftdrucktanks ähnlich wie bei einem U-Boot einleitet. Erreichen die nun aufgefüllten Schwimmer die Oberfläche, werden Sender aktiv und die Sammelarche kann innerhalb eines Zeitraums von etwa drei bis sechs Monaten geborgen werden. "Mehr als genug Zeit für ein autonom fahrendes Sammelschiff, das wir bereits mit einer Gruppe Ingenieure der TU-Berlin entwickeln", sagt Dr. Ines Izan, die Teile des Projekts selbst aus dem Boden gestampft hat. 'Wir hoffen nur, dass die Deutschen hier etwas schneller sind als mit ihrem Flughafen - wir kommen nämlich ausnehmend gut voran' - sagt sie weiter mit einem Lächeln.
Die Quallen sind übrigens nicht fortpflanzungsfähig, auch wenn sie im Labor extrem leicht zu züchten sind. Wie das geht verrät man uns nicht, ein paar Geheimnisse müssen bleiben. Im spanischen Málaga und einigen anderen Küstenstätten werden bereits Büros zur Koordination und Zuchtlabore eingerichtet. Es werden jedoch alle Anstrengungen unternommen, um den Verlust von Sammelarchen durch äußere Einflüsse wie Schiffsverkehr oder Stürme für die Umwelt so unproblematisch wie möglich zu gestalten. Denkbar wären auch fest installierte Quallenarchen mit automatisierten Auffangbehältern für das aufgefangene und umgewandelte Plastik. Man könne sie vor Küsten oder bei Hafenbecken aufstellen und regelmäßig mit neuen Quallen bestücken.
Dr. Izan führt weiter aus, dass die Quallen zwar derzeit hauptsächlich in eher wärmeren Gewässern überleben können, jedoch bereits an widerstandsfähigeren Tieren geforscht werde. Ebenso könne auf Dauer voraussichtlich die Größe der Plastikpartikel erweitert werden, die die Quallen aufzunehmen vermögen. Derzeit sind maximal etwa 1,74 mm möglich. "Kommen wir an den Punkt, dass bis zu 6 mm verarbeitet werden können", so Dr. Izan, "wäre es möglich, den atlantischen Müllstrudel einfach zu schreddern, während man einige Quallenarchen hinter sich herzieht." - So enthusiastisch sie sich anhört, warnt Dr. Izan jedoch vor vorschnellem Optimismus: Es muss noch viel entwickelt und geforscht werden und wirklich ernsthafte Ergebnisse erwarte sie erst in ein paar Jahren. Dennoch - und hier lächelt sie wiederum verschmitzt - "das Geld ist da, wir haben ein Crowdfunding eingerichtet, das ein paar sehr wichtige Leute entdeckt haben." Wer das genau sein soll, verrät sie aber wieder einmal nicht.
(dma)
Von Johannes am 15.09.2020 19:07
Dynamisch. Zwei Fliegen mit einer Klappe haben die Jungs vom S.E.A.R.C/H (Secret Environment Anarchists - Chelsea/Hackney) in London erwischt, als sie am 13.09.2020 ihre wohl bisher größte Aktion gestartet haben.
In einem einzigen sog. 'Flashmob' wurden rund zwei Drittel des Themseufers mit Hilfe von tausenden Freiwilligen nicht nur von Abfall befreit, sondern auch hergerichtet. In völliger Missachtung jeder Bauvorschrift und ebenfalls unter Missachtung der eintreffenden Wasserschutzpolizei entstanden innerhalb weniger Stunden mehr als dreißig große Pontons, die auf Netzen voller leerer PET-Flaschen und diverser Fässer und ähnlichen Schwimmern basieren, die für Auftrieb sorgen. Auf den entstandenen Flächen wurden mit allen verfügbaren Mitteln Unterkünfte für Obdachlose geschaffen.
Die Aktivisten stellten Zelte, Wellblech-Aufbauten, hölzerne Gerüste und vieles andere mehr in Rekordzeit auf und schufen Tatsachen, denen sich die Behörden nun stellen müssen. Außerdem gingen mehrere hundert Personen die Ufer mit sog. Magnetangeln ab und trugen neben viel weiterem Müll eine beachtliche Sammlung von Waffen zusammen, die der Polizei bei ihrem Eintreffen übergeben wurde. Ein Polizeisprecher kommentierte dies folgendermaßen: 'Wenn diese Leute so weiter angeln, werden wir gar keine Zeit haben, uns um diese Boote (Anm.: gemeint sind die Ponton-Flächen) zu kümmern, weil wir jahrelang zurückliegende Verbrechen aufzuklären haben.' Ein Sprecher von S.E.A.R.C/H erklärte unterdessen die Aktion als längst nicht abgeschlossen.
Es werde weitere Sammelaktionen geben, bei denen auch die Obdachlosen mit einbezogen und für ihre Umwelt sensibilisiert werden sollen. So plant das Aktionsbündnis im Tausch gegen mit Themsenmüll gefüllte Müllsäcke Hilfspakete zu verteilen, die warme Kleidung, Konserven und weiteres enthalten sollen. Der maskierte Sprecher bringt es auf Punkt: 'Da wir uns nicht an geltende Gesetze halten, werden die Hilfspakete vielleicht ein paar Dinge enthalten, die man gebrauchen kann, um es sich gemütlich zu machen. Ein paar Joints mit gutem Gras, ein paar Spraydosen, um gelegentlich seine Meinung zum Ausdruck bringen zu können... Wir haben ja nicht umsonst Anarchie in unserem Namen.' Ein paar Ideen, wo man den gesammelten Müll abladen kann, gibt es auch schon. Relativ weit oben auf der Liste stehen als wir nachfragen ein bekanntes Fußballstadion, Schottland Yard und eine wichtige Zufahrtsstraße zur Londoner Innenstadt, die lieber nicht ganz genau genannt werden soll.
(dma)
Von Johannes am 15.09.2020 18:58